11. Elbtonal Percussion im Kulturforum am 18.3.2004
10. Vera von Reibnitz-Trio im Luna am 10.3.2004
9. Jazz im Bistro des Schauspielhauses
8. Das Saxo-Duo in der St. Nikolai-Kirche Kiel
7. Kritik JazzReaktor im EOH-Gebäude 11.1.2003
6. Buchbesprechung “Jazz in Kiel 1981 bis 1990”
5. Inchworm im Luna am 7.12.2002
4. Alte Jazz-Videos im Yesterday
3. Stephan-Max Wirth-Ensemble im Luna
2. Session
am 10. Oktober in der Schaubude
1. Konzert des Landesjugendjazzorchesters am 5.10.2002
Es ist Donnerstag, der 18. März 2004, früher Abend. Im JazzHausRadio
legt Bernd Mukian noch ein paar nette Platten auf, um nach der Sendung dann
auch zum Kulturforum zu eilen, denn hier versprechen Elbtonal Percussion einen
“trommeltronischen” Abend. Die Hamburger Gruppe aus vier studierten
Schlagzeugern, die früher Elbtonal Schlagwerk hieß, stellt unter dem weltweit
verständlicheren neuen Namen ihre neue CD “Drumtronic” vor. Die Gruppe hat
einen Plattenvertrag bekommen und zielt nun die berufliche Schlagzeugarbeit in
größerem Rahmen und offenen Stilrichtungen an.
Am Eingang erst einmal die Frage, wie teuer Jazz-Konzerte werden
dürfen, denn 14 Euro ist für eine noch junge Jazz-Gruppe sehr viel. Aber das
Publikum ist zahlreich erschienen und scheint den Preis noch zu verkraften,
wobei heute mehr Kulturgenießer als Musiker anwesend sind.
Elbtonal betritt die Bühne im uniformen Outfit von Hohepriestern mit
eigenartig sitzenden Anzügen. Doch die engen Ärmel sind höchst sinnvoll, denn
bei dem nun folgenden Feuerwerk an klassischen Schlagzeugwerken, eigenen
Kompositionen und Stücken der letzten CDs darf den Trommlern kein Rockzipfel in
die Quere kommen. Die ganze Bühne ist vollgestellt mit europäischen und
japanischen Trommeln in allen Größen, Marimbaphonen, Vibraphonen, Gongs und
vielem mehr, und kein Gerät bleibt unbenutzt, ob mit Klöppel, Hämmerchen oder
Bogen. Perfekt eingespielt legen die vier Grooves auf die Bühne, verteilen
Rhythmen auf vier Personen und breiten auch sensibel Klangcollagen aus wie bei
Debussy`s “Claire de Lune”. Bei manchen
Stücken sieht man fast die Tischtennisbälle, die herunterfallen und
aufprallen, es überlagern sich Zeit und Klang in verschiedenen Ebenen visuell
beeindruckend.
Im zweiten Set wird es dann kräftiger, da kommen die Stücke der neuen
CD zum Vorschein, die eher drumtronic sind, also eigene aufgenommene
Rhythmusspuren verfremdet wieder nutzen, um dann einen neuen Klang darüber zu
entwerfen. Die Freunde des Backbeats kommen nun zu ihrem Recht, und auch das
schaffen die Elbtonalarbeiter auf perfekt eingespielte und immer wieder
variierende Art. Schließlich wird hier fast nur ohne Noten gespielt und doch
ist nichts improvisiert.
Besonders bei “Wise Wig“, einem zappaesken Stück mit rhythmischen
Dehnungen und Pirouetten, wird die notwendige Zusammenarbeit, die wohl eher
eine Gehirnparallelschaltung sein muss, deutlich. Kein Wunder, denn in den
witzigen Ansagen weisen die Musiker auch auf ihre lange Ausbildungszeit,
eingesperrt in einer japanischen Trommel, hin.
Als Zugabe stellen die vier eine Marching Band dar, mit deren
komplizierten Rhythmen wir entlassen werden sollen, doch das Publikum besteht
auf einen Nachschlag und erhält das erste Stück des Abends noch einmal, was bei
dieser Schlagzeugmusik einen besonderen, angenehmen Wiedererkennungseffekt
erzielt und dann die Zuschauer mit einem genussvollen Lächeln nach Hause
schickt.
Arvid Spiekermann, für JazzHausRadio, 21.3.2004
10. Vera von
Reibnitz-Trio im Luna
Konzert vom 10.3.2004
DREI Konzerte für Liebhaber von Klaviermusik an einem Abend in Kiel - der Kulturrausch macht die Entscheidung schwer, lässt aber die Leute verstummen, die in Kiel auf dem Sofa sitzen bleiben und eine “kulturelle Langeweile” herbeireden wollen.
Mehr geht wirklich nicht, und als JazzHausRadio-Freunde entscheiden wir uns für den Besuch des Jazzabends im Luna. Hier spielt das Vera von Reibnitz-Trio, und aufmerksame Hörer wissen, dass diese Gruppe in der JazzHausRadio-Sendung vom 9.3.2004 zu Gast war und ihre Ideen vorgestellt hat.
Im Klaviertrio um die von den Kieler Nachrichten “Pianofee” getaufte Vera von Reibnitz werden eigene und ausgewählte fremde Stücke auf Veras Art gespielt. Dabei kann sie sich auf Wolfram Nerlich am Kontrabass verlassen, der seinen riesigen Fünfsaiter wie eine Geliebte zum Tanz auffordert. Peter Weise ist der dritte Partner, der am Schlagzeug ununterbrochen das Feuer im Kamin schürt und rhythmisch Holz nachlegt.
Vera schafft es, bei der Auswahl und Gestaltung des Abends viele musikalische Bereiche und Vorbilder anzuspielen, fast wie auf einem Dia-Abend über die Geschichte des modernen Jazz.
“The Meaning Of The Blues” wird etwa mit einem Bass-Solo erklärt, in dem Wolfram vor unserem inneren Auge die Freuden und Leiden eines Bluesmusikers darstellt. Veras eigene Stücke sind quirlig, feurig wie “The Middle Of The Day”, was für sie bestimmt eher Fiesta statt Siesta bedeutet. Oder sie sind lustig prickelnd wie das “Playground”, auf dem im Fünf-Viertel-Takt gespielt wird. Peter stellt ein eigenes Stück vor, das sich zehn Minuten “About Nothing”, also um nichts dreht, in dem aber trotzdem wie auf einer Stehparty ziemlich angeregt geplaudert wird. Bei “Billies Bounce” geraten wir wirklich ein wenig ins Hüpfen, denn der Bass hopst mit dem BeBop-Thema, welches inzwischen im Internet zu einem erfolgreichen Handyton geworden ist. Beim Spaziergang über die “Green Dolphin Street” landen wir an einer Straßenecke bei einem faszinierenden Schlangenbeschwörer, den Wolfram im Voodoo-Stil mit dem Bogen auf dem Bass streicht, wie er es uns in der Radiosendung ja schon versprochen hat.
Das Trio beendet einen gelungenen Abend mit der Zugabe “Foggy Day” und entläßt uns in dem garnicht nebulösen Versprechen auf weitere interessante Impulse zur Kieler Jazz-Szene und zu den verschiedenen Bands, in denen Vera, Wolfram und Peter regelmäßig spielen. JazzHausRadio Kiel freut sich, sie weiter begleiten und hier in der Sendung wieder begrüßen zu dürfen!
Arvid Spiekermann, für JazzHausRadio, 11.3.2004
Nach der Übernahme des Bistros im Schauspielhaus Kiel durch
”Bomlitz“-Chef Felix Boerschmann kehren dort neue Besen, und das besonders für
Jazz-Liebhaber! In dem schicken, aber auch etwas sterilen Theatercafé an der
Holtenauer Straße wird an Jazz-Abenden angenehme Athmosphäre verbreitet, denn
es muß ja nicht immer der verrauchte Jazzkeller sein.
Eine feste Reihe von Musikabenden entstand bereits im letzten Jahr: Am
ersten Montag des Monats spielt die Hausband, bestehend aus Jens Tolksdorf am
Saxophon, Peter Weise an den Drums, Wolfram Nerlich am Bass und Axel Riemann an
Klavier oder Orgel. Bei passenden Gelegenheiten wird diese Besetzung durch
befreundete Musiker ergänzt. Das Haus ist offen für alle, die sich bei netter
Musik treffen wollen, wer genauer zuhören möchte, kann sich dann nach vorne zur
Band setzen - wenn noch Plätze frei sind!
Eine zweite Reihe bringt Jazzmusiker mit Sängern zusammen: Der Vocal
Jazz Club ist dann genau das richtige für diejenigen, die beim Jazz immer den
Gesang vermissen. In diesem Monat sang Katja Ottrowskaja berauschend schöne
brasilianische Stücke, begleitet von der Hausband und dem Latino-Gitarrenheld
Enzo Galli.
Zwischen diesen
Veranstaltungsreihen ist noch Platz für weitere Abende, etwa mit dem Kay
Franzen Bar Trio. Franzen, der sich auf kunden-orientierten Service versteht,
etwa als Barmixer an den anderen Abenden oder mit seiner Big Band Jazz Reaktor
(sie war auch bereits zu Gast im Jazzhausradio), serviert diesmal am Flügel
entspannten Swing, relaxt und locker gespielt. Joachim Roth am Kontrabass
unterstützt die vor-österliche Stimmung und streicht gerne mal mit dem Bogen,
wo andere hektisch zupfen. Jonas Kröger kann seine jugendliche Energie kaum
bremsen, steht aber mit seinem straighten Spiel in hervorragend reibendem
Kontrast zu der herrlich verschleppten Spielweise von Kay Franzen, die doch
immer wieder präzise auf dem Punkt landet.
Es heißt also in Zukunft: Programmhefte studieren, ein neuer
Veranstaltungsort will und soll berücksichtigt werden!
Arvid Spiekermann, für JazzHausRadio, 19.4.2003
8. Das Saxo-Duo in der
St. Nikolai-Kirche Kiel
Ein Bericht über ein Kirchenkonzert in der JazzHaus-Sendung?
Klar - wenn dort Jazz gespielt wird!
Jeden Mittwoch wird in der Nikolai-Kirche am Alten Markt in Kiel eine halbe Stunde Musik gespielt, und zwar immer um 17:00 Uhr. Die Veranstaltungsreihe ist kostenlos und als Möglichkeit zur stimmungsvollen Pause vom hektischen Alltag mitten in der Stadt gedacht. Die meisten Künstler treten dort mit klassischer Musik auf, aber regelmäßig auch mit Jazzmusik oder Mischungen aus beiden Richtungen.
Am letzten Mittwoch trat das Saxo-Duo auf, bestehend aus Stefan Seidel und Jens Tolksdorf aus Kiel. Die beiden stadtbekannten Musiker hatten mehrere verschieden große und verschieden klingende Saxophone sowie eine Altklarinette mitgebracht, um den gewaltigen Kirchenraum mit ihren Klängen zu füllen. Sie spielten jazzige Stücke wie “Take Five” und auch ein zweistimmiges Werk von Johann Sebastian Bach, bei dem man die beiden in Gedanken mit weißen Puderperücken vor sich sah. Durch die hervorragende Akustik der Kirche kommen die stimmungsvoll eingesetzten Saxophone wunderschön zur Geltung und können zart oder auch hart klingen.
Zum Schluß swingten sie ein finnisches Volklied für das begeisterte und zahlreiche Publikum, welches damit mit freigepustetem Kopf wieder in den Alltag entlassen wurde.
Allen Freunde von interessanten Klängen in ungewöhnlicher Umgebung sei hier verraten, daß die nächste Attraktion, das Kieler Saxophonquartett, mit Musik für vier Saxophone am Mittwoch, den 26.3.2003 um 17:00 Uhr in der Nikolai-Kirche gastiert.
Arvid Spiekermann, für JazzHausRadio 2.3.2003
Kritik JazzReaktor-Konzert 11.1.2003
Ein Reaktor ist ein Kraftwerk, welches elektrischen Strom produziert, im üblichen Fall durch Atomkraft. Seit einiger Zeit gibt es nun in Schleswig-Holstein einen Reaktor, der immer nur für kurze Zeit ans Netz geht: den JazzReaktor, eine BigBand unter der Leitung von Kay Franzen. Dieser Reaktor ist auch für Atomkraftgegner zu geniessen, denn er produziert Wärme durch die Fusion von jungen und älteren erstklassigen Musikern.
Am 11. Januar 2003 erfolgte wieder ein solcher Anschluß an das Netz: JazzReaktor spielten in dem EOH-Gebäude des Studentenwerkes. Für Nichtstudenten kaum zu finden und auch ein wenig glamouröser Ort, geben doch die an den Rand gestellten Tische und die Neonlichter der Veranstaltung einen Hauch von Musikraum-Abiturprüfung-Atmosphäre. Davon läßt sich aber niemand beeindrucken und die Band legt voll Spannung los. Die Sängerin Tina Andres ist eingesprungen und läßt sich nach nur kurzer Probenphase vom Orchester tragen. Und das scheint Spaß zu machen, denn die Musiker sind bereit, sie ans Ziel zu bringen, vom alten Saxophon-Haudegen Dobrzynski bis zu den jungen Spunden Boysen und Lorenzen aus dem LandesJugendJazzOrchester fassen alle kräftig mit an.
Die Arrangements der Big-Band-Klassiker sind entspannt und abwechslungsreich, die Besetzungen variieren von der großen Big Band bis zur Combo mit Sängerin und offenbaren noch viel Restenergie. Die Rhythmusgruppe mit komischen Mützen und dem jungen Trommlerstern Jonas Kröger am Big-Band-untypisch tief gestimmten Schlagzeug versprechen eine sehr lange Laufzeit dieser Energiequelle, an der das Publikum gerne auftankt.
Nach dem Konzert wird in der Kneipe des Hauses, der „Schwemme“, noch weiter gejammt. Allerdings beweist dies, wie schwer es sein kann, nach einem erstklassigen Konzert in einer Session den Abend noch steigern zu wollen. Die Zuhörerakkus sind bereits gesättigt und sechs Saxophon-Improvisationen hintereinander können die Energiebilanz nicht mehr verbessern. Hier kann es beim nächsten Mal nur „Kurz fassen!“ heißen. Aber DJ David steht schon bereit, um statt seines Altsaxophons die Regler seines Mischpultes zu bedienen und dem frühen Morgen eine entspannte Restwäre mitzugeben.
Weitere Angaben über die nächsten Netzanschlüsse der Big Band sind im Internet unter www.JazzReaktor.de zu finden.
Arvid Spiekermann, für JazzHausRadio, 20.1.2003
6. Buchbesprechung “Jazz in Kiel 1981 bis 1990”
Manchmal wirken Dinge im Augenblick des Erlebens nebensächlich.
Manchmal wirken Dinge im Augenblick des Erlebens beeindruckend, aber niemand hat es mitbekommen.
Wie schön, wenn man feststellt, daß es dann einen Menschen gibt, der es doch mitbekommen hat und darüber berichten kann.
Hans-Helmut Jöhnk ist ein solcher Beobachter, der jetzt einen neuen Teil seiner Kieler Jazz-Chronik vorgelegt hat. Es geht um die Zeit zwischen 1981 und 1990, die hier detailliert nach allen Jazz-bezogenen Inhalten durchsucht wird. Jöhnk hat in einer unglaublichen Fleißarbeit alle Programmhefte, Stadtmagazine und Reklameplakate ausgewertet und berichtet über alle Konzerte der damaligen Zeit. Er besucht und kennt alle Kneipen und Konzerthallen und wo auch immer noch Jazz gespielt wird und sammelt alle Kritiken aus den Kieler Zeitungen.
Das Schöne am Buch ist, daß Jöhnk keine Grenzen zwischen den in Kiel herrschenden getrennten Richtungen von Oldtime und Modern Jazz zieht. Jöhnk berichtet freundlich, zitiert Gespräche mit den Musikern, legt Verbindungen zwischen den Bands offen und verfolgt die Lebensläufe dieser Bands über lange Zeit. Erst dadurch wird die enorme Bedeutung der live gespielten Musik für das Kieler Kulturleben deutlich, denn viele der Jazzmusiker aus den Achtzigern des letzten Jahrhunderts sind natürlich immer noch sehr aktiv.
Das umfangreiche Register am Ende des Buches ermöglicht ein schnelles Wiederfinden einzelner Namen und Gruppen, auch auf den zahlreichen abgedruckten Fotos. Vermissen könnte man im Buch eigentlich nur die Internetadressen der aufgeführten noch aktiven Musiker und Bands, aber das wäre vielleicht auch Inhalt genug für ein neues Werk, auf jeden Fall eine interessante Anregung für den hoffentlich nächsten Teil über die Jahre 1991 bis 2000.
Das Buch ist im Eigenverlag erschienen und ist für 16 Euro bei Hans-Helmut Jöhnk zu bestellen. Die Telefonnummer ist 0431 / 80 18 31.
Arvid Spiekermann, für JazzHausRadio, 1.1.2003
5. Inchworm im Luna am 7.12.2002
Des Einen Leid ist des Anderen Freud, könnte man am Sonnabend im vollen Luna an
der Bergstraße meinen. Im Kieler Schloß läuft zur gleichen Zeit der Jazz-Ball,
bei dem der Veranstalter Uwe Welzel den Zuhörernachwuchs vermisst. Hier im Luna
sind sie heute alle, die jungen Jazzinteressierten, denn es gibt eine neue,
frische Band aus den eigenen Reihen zu bestaunen: Inchworm.
Die Gruppe hat im November sogar schon einen wichtigen Preis gewonnen, das "Goldene Saxophon" im Landeswettbewerb "Jazz It Up". Inchworm darf nun Schleswig-Holstein auf Bundesebene im "Jugend jazzt"-Wettbewerb vertreten, der Ende Mai 2003 in Bonn stattfindet. Solche Wettbewerbe haben nichts mit dem Casting und der Star-Suche zu tun, womit das Fernsehen gerade die Pausen zwischen den Werbeblöcken füllt. Diese Wettbewerbe dienen vielmehr der Konzentration auf das eigene Können, sie fördern eigene musikalische Ansätze und Zusammenarbeit statt erzwungener Konkurrenz vor einer Witze reißenden Jury.
Inchworm spielen überwiegend eigene Stücke, die von den 19- bis 23jährigen Bandmitgliedern komponiert werden. Aber auch den Oldie des Tages, "A Night in Tunisia", spielen sie mit einem eigenen Arrangement, welches abgenutzte Erwartungen nicht erfüllt, sondern neue Rhythmen mitbringt.
Auf dem Alt- und Sopransaxophon spielt Oliver Thiedig die führenden Melodielinien und Soli. Christian Lorenzen legt einen wunderschönen Tastenteppich unter die Stücke, oft bis zum Ausklingen nur auf seinen swingenden Akkorden. Moritz Zopf trägt einen erstaunlich kraftvoll gespielten Kontrabass vor und Hanno Stick bildet das Rückgrat mit einem federnden, intensiven Schlagzeugspiel.
Die Band Inchworm hat viele eigene Ideen und eine spannende Zukunft vor sich, die wir hier im JazzHausRadio hoffentlich weiter begleiten dürfen!
Arvid Spiekermann, für JazzHausRadio, 8.12.2002
4. Alte Jazz-Videos im
Yesterday
Welche Location könnte für die Vorführung alter Jazz-Videos besser geeignet
sein als das Restaurant "Yesterday" in der Holtenauer Straße? Zum
dritten Mal öffnete Uwe Welzel am 28. November seinen Video-Schrank. Uwe Welzel
ist den JazzHausRadio-Hörern als Organisator des Jazz-Band-Balles im Kieler
Schloß am 7. Dezember bestens bekannt, er war auch bereits hier in der Sendung
zu Gast. Und seine Video-Sammlung ist anscheinend unerschöpflich. In vielen
Jahren als Organisator von Jazz-Konzerten und als Schlagzeuger hat Welzel eine
Sammlung von Videos aus der ganzen Welt zusammengetragen, die noch einige Jahre
für vergnügliche Abende sorgen dürfte.
In gepflegter Atmosphäre serviert er dann Filme wie ein Konzert von Oskar Peterson aus Südafrika, von einem dortigen Sender aufgezeichnet und mit afrikanischer Zwischenmoderation. Das Konzert ist aus den Siebzigern, die Klamotten sind zum piepen komisch, die Haare sind viel zu lang für das Alter der Musiker, aber die Musik ist großartig! Zum Hauptgang gibt es eine Gala zum 70. Geburtstag von Art Blakey, bei dem viele frühere Musiker aus seiner Band, den "Jazz Messengers", einen Gastauftritt haben.
Leider ist das Essen im Yesterday nicht ganz billig, aber man muß ja nicht gleich seine ganze Familie einladen... und der Eintritt ist dafür umsonst. Im nächsten Monat fällt der regelmäßige Termin am vierten Donnerstag im Monat auf Weihnachten, deshalb fällt der Video-Abend im Dezember aus. Im Januar geht es dann am 23.1. wieder weiter, mit einem Special, welches der früheren RIAS-Bigband aus Berlin gewidmet ist und einige ihrer besten Auftritte mit berühmten Gastmusikern zeigt - also eine Pflichtveranstaltung für alle Big Band-Fans!
Arvid Spiekermann, für JazzHausRadio, 29.11.2002
Das Wirth-Ensemble läßt sich nicht abschrecken und eröffnet den Abend mit intensiven und gefühlvollen Jazzkompositionen des Bandleaders. Auf dem Tenorsaxophon erzählt er lyrische Geschichten, so als ob er von seinem letzten Urlaub erzählt und im nächsten Stück von einem Erlebnis beim gestrigen Einkaufen. Das Tenorsax wird von Stephan-Max Wirth eher wie ein Sopransaxophon gespielt, mit schmalen, aber konzentrierten Tönen. Es scheint der Band mehr um Stimmungen zu gehen, es werden nicht die üblichen Klischees wie das quietschige Überblasen eingesetzt, sondern lange ruhige Erzählfäden gesponnen. Dabei wird die Spannung gerade durch einen von Konstantin Wienstroer enorm sinnlich gespielten Kontrabaß und ein von Roland Weber sehr luftig geschlagenes Schlagzeug gehalten. Massive Crescendi sind selten im Programm, leiser werden ist hier groß geschrieben. Die Soli sind eher Ruhepunkte im Programm und nie Versuche, durch Virtuosität und Krawall der Sieger des Abends zu werden.
Und Stephan-Max hat uns wirklich etwas zu erzählen, anders als manche modernen Jazzhelden, die Drum mit Bass und sonstwas mischen, bis niemand mehr durchblickt... Das Publikum lauscht begeistert und freut sich schon auf die nächsten Veranstaltungen im Luna. Am 13. November tritt hier das Susan Weinert-Duo auf, am 27. November das Bernd Reinke-Quintett und am 11. Dezember Markus Schmidt-Relenberg, der im JazzHausRadio bereits im Oktober vorgestellt wurde. Das Stephan-Max Wirth-Ensemble beendet den Abend nicht mit einer Eigenkomposition, sondern mit dem uralten Zarah-Leander-Titel "Der Wind hat mir ein Lied erzählt", aber modern und schnell gespielt, mit einem stimmungsvollen Ende, bei dem wirklich nur noch der Wind durchs Saxophon erzählt!
Arvid Spiekermann, für JazzHausRadio 1.11.2002
Arvid Spiekermann, für JazzHausRadio
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